In den Schuhen des anderen – Magische Geschichte
Inhalt: Könnt ihr euch vorstellen morgens aufzuwachen und ihr seid auf einmal jemand anderes? Vielleicht noch vom anderen Geschlecht. Genau das ist Liv und Will passiert. Beide Teenager müssen sich nach dem Rollentausch jetzt mit dem Leben des anderen auseinandersetzen und auch mit all seinen Eigenheiten. In der magischen Geschichte geht es hauptsächlich darum, einfach einmal die Perspektive zu wechseln.
Vorlesedauer der magischen Geschichte: ca. 15 Minuten
Altersklasse: 8 bis 10 Jahre
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In den Schuhen des anderen – Magische Geschichte
*Boing* - Und schon wieder gegen den Kopf. Ist ja kaum auszuhalten. Wie kann man so einen verrückten Sport nur toll finden?
„Jo, Will, Bruder was los?“
Um Himmels willen, richtig sprechen ist für den auch ein Fremdwort. “Heut nicht mein Tag” murre ich zu Leonardo.
Heute nicht mein Tag? Ha! Wenn ich nicht lache. Das ist der schlimmste Tag auf Erden. Du fragst dich jetzt sicherlich „Jo, Will, Bruder was ist los und warum hasst du Fußball?” Tja, ich beantworte es dir. Erstens, mein Name ist überhaupt nicht Will. Zweitens es gehört absolut nicht zu meinen Stärken einem Ball hinterher zu rennen und sich dabei alle Knochen zu brechen.
Gut das haben wir geklärt. Aber nicht „Will, Bruder, warum bist du dann Fußballspielen und wie heißt du wirklich?” Gute Frage, wirklich gute Frage. So recht weiß ich das auch nicht genau. Ich weiß nur, dass ich 13 Jahre jung bin, eigentlich ein Mädchen und von Wills Freunden mit auf den Rasen geschleppt wurde. Denn so unwahrscheinlich es sich auch anhört, erwachte ich heute Morgen statt in meinem bunten Zimmer voller Zeichnungen und Malereien, voller Schreck in einem typischen Jungenzimmer in blau und heiße statt Liv nun Will.
Nach einem herzzerreißenden Schrei, ungläubigem Anstarren meines Spiegelbildes, heftiger Schnappatmung, einigem Kneifen am Oberarm und tausend Versicherungen gegenüber Wills Mutter, dass es mir doch gut gehe, musste ich schmerzlich feststellen, dass ich im falschen Körper stecke und dass das alles andere als ein schlechter Traum ist. Na Super!
Falls du weiter fragst, ja, ich kenne Will und nein, ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte. Er schien auch nicht ganz glauben zu können, das er jetzt in einem pubertierenden Mädchenkörper steckt, zumindest bezeugen das die Großbuchstaben in unserem Chatverlauf.
*Boing* - “Will, Bruder, was träumst du schon wieder?”
Schön wärs. Um Himmels Willen! Will's Freunde regen mich jetzt schon auf. *Pling* - Mein bzw. Wills Handy blinkt auf.
“Bin an der alten Scheune vor’m Waldrand, *Zwinker-Smiley*. PS: dein Tagebuch ist schlecht versteckt, *Teufel-Smiley*“.
Ah! Dieser Schuft, der kann was erleben. Mit einem „Leonardo, muss nach Hause, meine Mom hat gekocht” winde ich mich aus dem Fußballspielen heraus und mache mich auf den Weg um Will, bzw. mich selbst zu treffen.
„Wag’ es ja nicht noch einmal mein Zimmer zu durchsuchen, oder ich male dein ganzes Zimmer pink an, das schwöre ich dir!” drohe ich Will, bzw. mir, ach keine Ahnung.
„Fahr runter, ich hab’s nicht angeschaut” lacht er. Mit zugekniffenen Augen starre ich ihn an.
Da fällt mir doch … „ACH DU HEILIGE! Was hast du mit meinen Haaren gemacht!“, kreische ich ihn an.
„Ähm…“ stammelt er.
„Das sind keine Haare mehr, die sehen aus wie Stroh! Will!”
Er zieht den Kopf ein und schaut schuldbewusst. „Tut mir leid, aber ich habe echt keine Ahnung was man mit den Zotteln macht”.
„Zotteln?!”
„Ja, sorry Mann, aber von dir brauch ich auch nicht erst anfangen, was hast du den da an? Ich sehe ja aus wie ein verzogener Schnösel”
„Findest du? Ich dachte es würde dir mal gut tun dich gut zu kleiden, statt immer so schludrig rum zu laufen.” frage ich ihn trotzig. Okay… er sieht nicht wirklich glücklich darüber aus, aber nach der Aktion mit den Haaren, soll er sich mal nicht beschweren.
„Das Hemd und die Anzughose von der Hochzeit meiner Schwester? Ein bisschen übertrieben Liv”.
“Jaja, kommen wir zum Eigentlichen zurück, wie werde ich wieder ich und du wieder du? Ich habe keine Lust dauernd einen Fußball ins Gesicht zu bekommen.”
„Du hast mich vor meinen Freunden blamiert?!”
„Ähm … etwas vielleicht, aber komm schon, wenn ich dauernd mit „Jo, Will, Bruder” angesprochen werde, kann ich mich auch nicht konzentrieren”
„Wow, du hast echt einen Knall”
„Danke aber auch” murre ich. Tzz, Jungs muss man nicht verstehen.
„Ich hab's!” ruft Will nun plötzlich. „Liv ist die tollste und klügste Person auf Erden? Aber das wäre doch nicht nötig gewesen, Will” scherze ich hingegen.
„Nein du Witzbold, ich weiß, wo wir hingehen können, um unser Problem zu lösen. Komm mit!”
Keine zehn Minuten später stehen wir auch schon vor einem sehr – ich sags mal so – „interessanten Laden“. In grellem Lila gehalten, zeigt das Schild die Aufschrift „Hexe Dumeldidadais Zauberladen für Allerlei” und im Schaufenster sind die kuriosesten Dinge zu bewundern. Vom klassischen Hexenbesen und Hexenkessel bis hin zu allerlei getrockneten Kräutern und Gläsern voller Dinge die einem das Frühstück hoch kommen lassen. Jap, das nenne ich mal “Allerlei”.
Als wir den Laden betreten, schlägt uns eine dicke Wolke von Düften entgegen. „Bah Räucherstäbchen” klagt Will, bzw. ich. Ach egal. Zustimmend nicke ich. „Räucherstäbchen reinigen und schützen Seele und Leib vor den Gräueln der Unterwelt”, gackert plötzlich eine Stimme hinter uns und wir beide erschrecken. Wie ist die den da hingekommen? Vor uns steht eine alte Frau mit einer Hochsteckfrisur. In dieser versteckt sich anscheinend auch Allerlei. Von Perlen bis hin zu getrockneten Käfern hat die Frau wirklich alles im Haar. Na lecker, da kann ich ja froh sein mit dem, was Will mit meinen Haaren gemacht hat.
„Schöne Frisur Mädchen! Ich hätte ein paar Dekorationen und Talismane für sie”, krähte die Alte weiter.
„N-Nein d-danke”, erwidert Will angeekelt und ich hätte nicht für seine Sicherheit garantieren können, hätte er zugestimmt.
„Na, wie du meinst. Also Kinder, was führt euch zu mir? Ich habe selten so junge Kundschaft, also muss es ja etwas Dringendes sein.”
Seufzend wende ich mich an die seltsame Hexe „Ja, wir haben ein Problem und zwar bin ich heute im falschen Körper aufgewacht”
Hexe Dumeldidadai runzelt die Stirn „Ein Körpertausch?”
“Ja, mein Name ist Liv und das ist Will, bzw. ich bin Will und Will ist ich. Sie verstehen was ich meine.”
“Ach herrje, Kinderlein, da habt ihr euch ja etwas eingefangen” lacht die Alte. „Aber ich wäre ja nicht die wundervolle Hexe Dumeldidadai, wenn ich dafür nicht eine Lösung hätte!” verkündet sie feierlich und ich verdrehe die Augen.
„Jaja, jetzt sagen sie schon”
„Also Kinderlein, das kostet auch was!”
„Wie bitte?!”
„Aber natürlich. Von was soll ich denn Leben, so geizig wie sie alle doch sind.”
Ich sehe hier nur eine geizige Person, denke ich mir. Die kann nicht mal ein paar Kindern helfen.
„Wieviel wollen sie?”
„Ich möchte von jedem von euch eine Haarsträhne und ein Stück von euren Fingernägeln. So junges Material eignet sich super zum Brauen von Schönheitstränken”, kichert die verrückte Hexe.
„Na gut, aber sagen sie uns jetzt endlich, was wir machen können”, seufzt Will neben mir.
„Eure Seelen haben sich in den Köper des jeweils anderen verirrt. Um das aufzuheben, müsst ihr aus der Quelle der Hexe Rumrilirai trinken.”
Noch so ein bescheuerter Name? „Und wo finden wir die?”, fragt Will weiter.
„Auf dem Berg der Hexe Finfilifai.”
Um Himmels Willen! „Ich kenne keinen solchen Berg”
„Jaja, ihr Normalos kennt ihn unter dem Namen Katzenberg.“
“Ahhhhh …” machen wir beide gemeinsam.
„Aber schaut zu Kinder, das ihr noch vor den letzten Strahlen der Abendröte von der Quelle getrunken habt, sonst werden eure Seelen nie wieder ihren Körper finden.”
Ich schaute direkt auf mein Handy – zehn vor Fünf und bis wir beim Berg sind, brauchen wir eine Stunde. „Jetzt aber schnell”, meine Ich zu Will.
“Halt! Meine Belohnung!”
Wir seufzen und geben der Hexe schnell eine Haarsträhne und ein kleines Stück unserer Fingernägel, die wir mit einer Schere schnell abschneiden. Jetzt aber die Beine in die Hand nehmen. Total gehetzt stürmen wir aus dem kuriosen Geschäft und steuern auf den Wald, hinter dem der genannte Berg liegt, zu.
Kaum am Waldrand angelangt, sehen wir rote Absperrbänder. Oh Nein! „Wegen Baumpflegearbeiten gesperrt. ”, heißt es darauf.
„Das gibt es doch gar nicht! Außen rum” schnauft Will.
„Der Wald ist riesig, das schaffen wir nie!”, klage ich.
„Komm, die werden schon nicht den kompletten Wald abgesperrt haben. Ich will nicht ewig in einem so unsportlichen Körper bleiben”
„Hey!”
Und weiter geht es, über Feldwege und schlammigen Untergrund. Ich blicke zum Himmel und muss erschrocken feststellen, dass die Sonne langsam am Horizont verschwindet und die ersten roten Strahlen vorschickt. Doch da! Endlich eine geeignete und absperrbandfreie Stelle, um zum Katzenberg zu kommen. „Los Will, das schaffen wir!”
„Du Witzbold! Wir müssen noch den gesamten Berg besteigen”, lacht er verzweifelt auf. In einem enormen Tempo stürmen wir durch den Wald und versuchen dabei nicht über irgendwelche Wurzeln zu stolpern. „Los, los, los!”
Am Berg angekommen, steht die Sonne bereits kaum noch über dem Horizont, der sich in ein teuflisches Rot verfärbt. Sicher für einige Zeit nicht meine Lieblingsfarbe.
„Der Aufstieg ist auf der anderen Seite, wir müssen klettern.”
So ein Mist! Klettern war noch nie meine Stärke und auch mit Wills Körper wird das keine einfache Sache werden.
„Will?”
„Ja, Liv? Komm beeil dich!“
„Ich hab Angst”
„Wovor?” Will klettert schon einige Meter hoch.
„Vor der Höhe…”
„Jetzt komm schon, das ist ja keine Steilwand. Halt dich an den Bäumen fest, du willst doch nicht ewig in diesem wunderschönen Körper bleiben!”
Ich muss etwas kichern, vielleicht auch aus Verunsicherung.
„Na gut, ich versuche es.”
„Ich bin bei dir Liv, dir kann nicht passieren.”
Trotz meiner unglaublichen Begeisterung für das Klettern und langsamen Schritten, kommen wir oben an – aber zu früh gefreut. Das Rot der Sonne lässt nach und der Zeitpunkt des unwiderruflichen Körpertausches rückt beängstigend näher. Oh nein! Nein und nochmals nein!
„Komm Liv, ich sehe schon die Quelle!”
Und tatsächlich – mitten auf dem Gipfel befindet sich eine kleine Mulde und in diesem kleinen Tal schimmert ein kleiner See mit glasklarem Wasser.
„Die Quelle von Hexe, äh … wie hieß die nochmal?”
„Ist egal, los jetzt!”
Endspurt. Mit all unserer letzten verbleibenden Kraft rennen wir den Hang hinunter zum See. Will vor mir und ich hinter ihm. Stolpernd aufgrund der Schräge und unserem Tempo, fliegen wir unserem Ziel entgegen. Ein Blick nach Oben. Oho, dass wird knapp!
„Will, ich sehe das Licht der Sonne kaum noch!“
„Was?“ Und da passiert es, abgelenkt durch meine drohende Vermännlichung stolpere ich, kann mich nicht mehr halten und überschlage mich. Einmal, zweimal, dreimal – oh, da ist Will. Der arme Kerl wird von mir mitgerissen und zusammen kullern wir in einem Affentempo den Hang hinunter bis … Oh Gott!
… wir in etwas kühles frisches und, um Himmels willen, dem besten Nass der Welt landen.
„Trink es Will!”, keuche ich.
Ohne nochmal nach Luft zu schnappen, trinken wir Wasser als wäre es das göttlichste Getränk auf Erden. Wir genießen es und fühlen uns erlöst.
„Ähm, Liv?”
„Ja Will?”
“Ich bin noch du und du bist noch ich.”
Ich starre ihn an. Dann starre ich den Himmel an. Schwarz. Ich starre den See an. In ihm spiegelt sich bereits der Mond. War es zu spät? Muss ich jetzt für immer ein Junge bleiben? Mit ansehen, wie Will meine Haare verunstaltet, dauernd einen Ball ins Gesicht bekommen und sich “Jo, Will, Bruder.” dabei anhören zu müssen. Nein, bitte nicht. Alles, aber bitte nicht das. Komm schon, wir waren doch noch rechtzeitig. Bitte, bitte, bitte.
„Liv, I-Ich, es tu …”
Und da passiert es. Ich fühle mich wie schwerelos und sehe mich selbst zum Himmel aufsteigen. Der Mond strahlt mir entgegen – grell aber beruhigend. Ja, beruhigend. Ich empfinde so eine seltsame Ruhe, als ob ich gerade erst aus einem tiefen Schlaf wieder aufwache. Dann wird es schwarz.
Als ich meine Augen wieder öffne, liege ich in meinem Bett. Ja, in meinem Bett. Ich sehe meine bunt bemalten Wände und viele meiner Zeichnungen. JUHUUU! War das alles nur ein Traum?
*BUMM* Die Tür fliegt auf. Oh oh. Meine Mutter steht in der Tür. Ihre Arme verschränkt und mit hochrotem Kopf.
„Liviana! Hast du auch nur irgendeine Idee, wie viele Sorgen ich mir gemacht habe? Du kannst froh sein, dass ein Förster euch beide gefunden hat. Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Hab ich …“
Bla bla bla bla und so ging das ewig weiter. Es tut mir ja leid Mutter, aber ich musste meinen Körper zurück bekommen, das verstehst du doch sicherlich? Ich denke mal nicht. Kurze Zeit später traf ich mich wieder mit Will und ich glaube nach diesen anstrengenden Stunden werden wir sicherlich beste Freunde auf ewig sein.
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Noch ein paar Infos zum Schluss:
Diese magische Geschichte zum Vorlesen wurde mir von einer Gastautorin zur Verfügung gestellt. Sie will zwar nicht namentlich genannt werden, aber ich darf sie etwas beschreiben.
Sie ist jetzt gerade 17 Jahre jung und schreibt gerne FanFiktion-Geschichten. Sie entwickelt gerne neue Geschichten für andere und ich finde auch, dass ihr diese spannende Geschichte wirklich gut gelungen ist.
Die magische Geschichte wurde extra in einer für Jugendliche geeigneten Sprache geschrieben und soll auch eine gewisse Lockerheit ausdrücken. So finden sich die Jugendlichen in dem Text wieder und werden an der einen oder anderen Stelle zum Schmunzeln gebracht.
Es fällt mir immer schwer, die Altersgruppe zuzuordnen. Da die Kinder bzw. Jugendlichen nunmal so unterschiedlich wie die Texte selbst sind. Aber in Endeffekt kommt es ganz auf das Kind bzw. Kinder an, wie ihr den Text selbst einschätzt. Ich empfehle immer, die Vorlesegeschichten vorher durchzulesen und selbst zu entscheiden ob er passt.
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