Ein Zwergenfußler hebt ab
Nachtgeschichte mit Ritter und Drache
Inhalt: Wer hätte das gedacht, dass der kleine Ritter Flixfuß aus dem Zwergenfußland eine so mutige Reise antritt, fernab von allem, was er kennt? Eine Nachtgeschichte, die zeigt, wie wahre Abenteuer oft dort beginnen, wo man sie am wenigsten erwartet.
Dies ist eine Nachtgeschichte mit Rittern und ihren Heldentaten. Da ja häufig Rittergeschichten mit Drachen verbunden werden, erlebt ihr hier eine besondere Geschichte mit ganz vielen Drachen zum Vorlesen.
Altersgruppe: Die Nachtgeschichte mit Ritter ist ab 7-jährigen Kindern bis Erwachsene
Lesedauer: ca. 25 Minuten.
Tipp: Diese Texte eignen sich auch gut als Nachtgeschichte:
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Ein Zwergenfußler hebt ab - Nachtgeschichte mit Ritter und vielen Drachen
Der kleine Ritter Flixfuß lebt in einem winzigen Land, das die Bewohner liebevoll „Zwergenfußland“ nennen. Man kann an einem einzigen Tag mit ein paar Zwergenfußschritten das ganze Land durchqueren. Und schon steht man an der Grenze zum Reich des dunklen Rabenfürsten.
Die Leute von Zwergenfußland sind wirklich einzigartig. Sie tanzen und lachen den ganzen Tag und denken immer nur ans Essen. Stell dir vor, wie wichtig ihnen das Essen ist: Sie haben ein Vorfrühstück, ein Hauptfrühstück, ein Nachfrühstück und dann noch ein Frühstück vor dem Mittagessen. Und so geht es den ganzen Tag weiter mit dem Essen.
Obwohl sie so gesellig sind und gerne viel essen, sind sie keineswegs dick. Das liegt wohl an ihren ganz besonderen Häusern. Die Zwergenfußler, wie sie sich selbst nennen, leben hoch oben. Sie wollten nicht viel Platz verschwenden, also bauten sie ein Haus auf das andere, jedes auf Stelzen. Stell dir vor, ein Haus steht auf dem anderen, und alle sind auf Stelzen gebaut!
Sie sind wirklich meisterhafte Baumeister. Die Häuser sehen zwar etwas schief aus, aber sie sind stabil. So kann es sein, dass fünf schiefe Häuser übereinanderstehen. Nun fragst du dich bestimmt, wie sie in ihre Häuser kommen, oder? Nun, sie müssen klettern. Überall sind Leitern, die an den Häusern befestigt sind. Tag für Tag steigen sie viele Sprossen hinauf. Kein Wunder, dass sie so einen großen Appetit haben!
Der Ritter Flixfuß wohnt in einem der oberen Häuser und hat von dort aus einen traumhaften Blick über das Zwergenfußland. Er sieht sogar bis zum Reich des dunklen Rabenfürsten, wo Ritterturniere veranstaltet und Drachen bekämpft werden. Flixfuß liegt oft auf seinem Holzbalkon in der Liege, schaut durch sein Fernrohr und träumt davon, wie er alle mit seiner Tapferkeit und seinem Heldenmut beeindruckt. Er liebt es, in den Tag hineinzuträumen, besonders wenn er gerade nicht beim Frühstücken ist. In seinen Träumen ist er immer der strahlende Held.
Eines Tages entscheidet Flixfuß, dass er sich auf den Weg machen und an einem Ritterturnier teilnehmen will. Doch seine Nachbarn, die Familie Raufuß und die Fußspringer, wollen ihn davon abbringen. Sie sagen: „Ein Zwergenfußlandbewohner lebt in großer Höhe aber strebt niemals nach Größe.“ Trotzdem lässt sich Flixfuß nicht abhalten, denn tief in seinem Herzen spürt er den Ruf des Abenteuers.
Flixfuß hat seinen Entschluss nun mal gefasst, auch einmal im Leben etwas Großartiges zu erleben. Also schmückt er sein Fahrrad, das er liebevoll sein Pferd nennt, mit einem Pferdekopf aus Pappe. Alle belächeln ihn deswegen, aber das ist für ihn nur Nebensache. „Es kommt auf die Idee und den Willen an“, sagt er sich und tritt kräftig in die Pedale.
An der Grenze zum Reich des Rabenfürsten angekommen, wird er bereits von den Wachen erwartet, die laut rufen: „Halt, wer bist du und was willst du hier?“ Flixfuß entgegnet: „Ich möchte am Ritterturnier teilnehmen und gegen Drachen kämpfen. Ich bin auch ein Ritter, mutig und erfahren im Kampf, wie alle anderen auch.“
Die Wachen blicken ihn zuerst ungläubig an, dann bricht nach einem Moment der Stille ein großes Gelächter aus. Sie lachen so herzhaft, dass ihnen Tränen über die Wangen laufen. Sie biegen sich vor Lachen und ringen nach Luft. Einer keucht hervor: „Dieser Zwerg auf seinem Pappfahrrad, ha ha ha!“
Ihr Lachanfall ist so heftig, dass sie sich auf den Boden werfen müssen, um nach Luft zu schnappen. Doch Flixfuß bleibt unbeeindruckt. Er schwingt sich zurück auf sein Pferdefahrrad und fährt einfach über die Grenze, während die Wachen außerstande sind, ihn zu stoppen.
Fröhlich radelt Flixfuß weiter zum prächtigen Fürstenschloss, wo reges Treiben herrscht, denn bald steht ein neues Ritterturnier an. Die großen Ritter aus anderen Fürstentümern und Königreichen sind bereits eingetroffen und im Schloss untergekommen.
Voller Vorfreude fährt Flixfuß zum Schlossverwalter und fragt höflich nach einer Unterkunft. Der Verwalter musterte den kleinen Ritter durch seine Brille und fragte mit einem Anflug von Ungläubigkeit in seiner Stimme: „Du, aus Zwergenfußland, möchtest wirklich am Turnier teilnehmen?“ Nach genauer Betrachtung und dem Anblick des Wappens von Zwergenfußland gewährt er Flixfuß schließlich die Teilnahme.
Flixfuß stellt sein Pferdefahrrad in einer zugewiesenen Box ab und macht es sich im Rittersaal bequem. Im Saal prahlen die anderen Ritter mit ihren Heldentaten, wetteifernd, wer der größte Held sei. „Erst vorgestern habe ich einen riesigen giftigen Drachen mit meinen bloßen Händen erlegt“, ruft einer. „Ich habe zwei gigantische Drachen mit einem einzigen Speerwurf besiegt“, prahlt ein anderer. Sie übertreffen sich gegenseitig mit ihren Geschichten, während der Wein in Strömen fließt und sie bald kaum noch stehen können.
Flixfuß bleibt für sich und trinkt nur Wasser, um einen klaren Kopf zu bewahren – das maßlose Trinken ist ihm fremd. Während die anderen Ritter sich noch bis spät in die Nacht feiern, sucht Flixfuß frühzeitig sein Lager auf, denn am nächsten Tag steht das große Turnier bevor.
Mit dem ersten Licht des Morgens erwachte Flixfuß schon in aller Frühe. Die übrigen Ritter wirken noch immer erschlagen von ihrem nächtlichen Gelage und horchten vermutlich noch an ihrem Bettlaken. Eilig kleidet sich der kleine Ritter an und eilt zum Turnierplatz. Der Platz ist gesäumt von zahlreichen festlich geschmückten Zelten, in denen sich die Ritter zwischen den anstrengenden Wettkämpfen umkleiden und ausruhen. Eine Tribüne für die Zuschauer beherbergt einen besonders prächtigen, goldverzierten Ehrenplatz für den Fürsten und seine Familie.
Am Rande des Platzes reihen sich imposante Boxen auf, aus denen Rauchschwaden aufsteigen und dumpfes Grollen dringt. Bedachtsam nähert sich der kleine Ritter den Boxen und späht vorsichtig hinein. Innerhalb der Boxen erblickt er eine Vielfalt an Drachen. Manche Drachen haben ganz viele spitze Zähne, andere einen Panzer mit großen, spitzen Stacheln darauf. Wieder ein anderer erinnert an eine überdimensionale Kröte mit wirren Augen und winzigen Flügeln. Wie er fliegen kann, bleibt für Flixfuß ein Rätsel.
Am Ende der Reihe sitzt ein imposanter goldener Drache, dessen schillernde Federn im Sonnenlicht regenbogenfarben funkeln. Dieser Drache wirft Flixfuß einen neugierigen Blick zu. Mit Vorsicht tritt der Ritter näher und stellt sich vor: "Hallo ich bin Flixfuß vom Zwergenfußland. Wie ist dein Name?" Doch der goldene Drache schaut ihn nur schweigend an. Der Ritter blickt dem Drachen fest in die Augen und wartet einen Moment, aber als keine Antwort kommt, macht er sich auf den Weg zum Kampfplatz.
"Mein Name ist Galatin Sonnenfeder, aber die meisten rufen mich nur Galatin", schnaubt es zögerlich von hinten. Der kleine Ritter dreht sich überrascht um. "Du kannst ja doch sprechen!" "Natürlich kann ich sprechen, im Grunde können alle Drachen sprechen, aber die meisten machen sich nicht die Mühe danach zu fragen. Wir Drachen leben, genau wie ihr, in Familien zusammen und sprechen miteinander."
"Wie kommt es, dass du hier gefangen bist?", fragt Flixfuß. "Tja, wir Drachen werden extra für diese Turniere eingefangen und anschließend hierher gebracht. Alle drei Monate lauern die Ritter des Fürstentums unseren Familien auf und stellen uns Fallen. Keiner ist bis jetzt zurückgekommen." Bei diesen Worten schimmert eine kleine Träne in seinem Augenwinkel.
Flixfuß versteht die Welt nicht mehr. "Ich dachte immer, Drachen wären so gefährlich und jeder müsste Angst vor euch haben. Warum wehrt ihr euch nicht?"
"Das liegt daran, dass wir ja mit unseren Familien zusammenleben und sich einer von uns opfert, damit unsere kleinen Kinder nicht gefangen werden", sagt Galatin.
Der kleine Ritter grübelt kurz und dann hat er eine großartige Idee: „Habt ihr schon mal versucht, den Rittern solch einen gewaltigen Schrecken einzujagen, dass sie euch nie wieder angreifen?“
Galatin seufzt schwer. „Alle unsere Versuche, die Ritter zu verscheuchen, sind gescheitert, und nun sitzen wir hier und sind gefangen. Bald werden sie wach, und dann ist unsere Zeit abgelaufen.“
In Flixfuß regt sich trotz der trostlosen Worte des Drachens ein Funken Mut. Ohne zu zögern, greift er nach den Verriegelungen von Galatins Käfig und wirft die Tür mit einem beherzten Ruck auf.
Die Rechtschreibung in dem Satz ist korrekt. Hier sind einige Vorschläge, um die Satzstruktur zu verbessern und das Leseverständnis zu erleichtern:
Überraschung ist auf Galatins Gesicht sichtbar, doch er zögert nicht lange. Behutsam setzt er einen Fuß vor den anderen, als er seine Gefängniszelle verlässt. Flixfuß hält kurz den Atem an, sich des Risikos seines Handelns plötzlich schmerzlich bewusst – der Drache könnte durchaus eine Gefahr darstellen. Doch etwas in Galatins Blick beruhigt ihn und vertreibt die Furcht.
Gleich darauf neigt sich der Drache vor ihm hin und blickt ihm dankbar in die Augen. „Mein lieber Freund, jetzt, da du mich befreit hast, ist es hier für dich nicht mehr sicher“, schnaubt der goldene Drache. „Wenn du möchtest, kannst du mit uns zu den südlichen Bergen kommen und unsere Familien kennenlernen.“
Flixfuß lächelt glücklich, und seine Augen funkeln vor lauter Abenteuerlust. "Ich habe mein ganzes Leben in Zwergenfußland verbracht und kaum je den Rand unserer Wälder gesehen", erwidert er mit fester Stimme. "Ich kann mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, um die Welt zu entdecken, und keine besseren Weggefährten als euch." Mit beherzten Griffen öffnet er schließlich Käfig für Käfig, bis alle Drachen frei sind. Zum Glück bemerkt das niemand, denn die betrunkenen Ritter schlafen noch. Selbst die Wachen schlummern noch tief und fest.
Galatin beugt sich herab, damit Flixfuß auf seinen Rücken steigen kann. Doch plötzlich ertönt das Alarmhorn der Wachen, die brüllen: „Zu den Waffen! Die Drachen brechen aus!“ Galatin und die anderen Drachen schlagen kraftvoll mit ihren Flügeln und versuchen, so schnell wie möglich aufzusteigen. Flixfuß rutscht vor Schreck vom Rücken des Drachens und kann sich gerade noch an einem Fuß festklammern, während Galatin immer höher steigt.
Pfeile sausen knapp an Galatins Körper vorbei und die Ritter stürzen, ihre Speere werfend, aus ihren Zelten. Glücklicherweise verfehlen die Wurfgeschosse aufgrund der Trunkenheit der Ritter ihr Ziel. Als Zwergenfußländer, der gut klettern kann, schafft es Flixfuß schnell, wieder auf den Rücken des Drachens zu gelangen. Unterdessen schrumpfen die Ritter auf dem Turnierplatz zu winzigen Punkten, während der Drache kräftig mit seinen Schwingen schlägt und unaufhörlich an Höhe gewinnt. Die Pfeile der Wachen erreichen sie nicht mehr.
In der Drachenwelt angekommen, kreisen die Drachen über einem riesigen Gebiet, in dem große, massive Felsen von saftig grünem Wald umgeben sind. Inmitten dieses Waldes liegt eine Lichtung, die den Drachen als Start- und Landeplatz dient. Geschickt setzen sie zur Landung an, und schon bald sind sie umgeben von vielen verschiedenen Drachen.
Zunächst zeigen sich alle erstaunt über den Menschen, der auf dem Rücken des goldenen Drachens sitzt, und manch einer würde den kleinen Ritter am liebsten fortjagen. Doch Galatin erläutert, dass Flixfuß sie befreit hat und er unter seinem Schutz steht.
Nachdem jeder liebevoll seine Familie begrüßt hat, ist es Zeit für den Plan des kleinen Ritters: „Wir müssen die Ritter des Fürsten abschrecken, sonst werden sie weiterhin kommen, Drachen für die Turniere fangen, und ihr kennt die Folgen.“
Empört schnauben die Drachen und stampfen auf den Boden. Es entbrennt eine hitzige Debatte über das weitere Vorgehen. Manche schlagen vor, geschlossen anzugreifen und das Schloss des Fürsten zu zerstören, andere möchten die Menschen verspeisen. Wieder andere denken daran, ihre Heimat zu verlassen. Doch keiner dieser Vorschläge führt zu einer Einigung – es herrscht nur lautes Durcheinander.
Mit einem Zeichen von Flixfuß spuckt Galatin eine mächtige Feuerfontäne und fordert mit dröhnender Stimme: „Ruhe". Die Drachen verstummen und blicken ihn verdutzt an. Galatin räuspert sich und beginnt: „Wir haben einen Plan, der ganz ohne Gewalt auskommt – und das bedeutet auch ohne Verluste.
Wir haben uns gerade befreit und selbst wenn wir jetzt alles zerstören, die Ritter werden uns suchen und nach Rache dürsten. Auch das Verlassen unserer Heimat ist keine Lösung, denn auch dann könnten sie uns verfolgen. Wir leben seit Jahrhunderten hier und ich liebe meine Heimat. Menschen zu essen kommt für mich nicht in Frage, ich bin Vegetarier – und, soweit ich weiß, seid ihr es ebenfalls. Lasst uns dem Kleinen hier zuhören; vielleicht hat er einen brauchbaren Vorschlag.“
Alle Augen richten sich voller Erwartung auf Flixfuß. „Ich glaube, wir können das Problem einfach lösen. Wir Menschen fürchten uns oft vor dem Unbekannten und dem Unberechenbaren, und sobald etwas größer erscheint als gewohnt, fliehen wir.“
Wie wäre es, wenn wir einen gigantischen hölzernen Superdrachen bauen? Er muss so echt aussehen, dass er jeden täuscht. Rundherum haben wir reichlich Holz und Lehm, perfekt, um einen Drachen mit schuppiger Haut zu gestalten. Ich schlage auch vor, dass wir regelmäßig Patrouillen fliegen, damit wir die Ritter aus dem Rabenschloss frühzeitig erkennen. Bei Gefahr löst einer von uns Alarm aus, dann schlüpfen einige von euch in den Holzdrachen, um ein gewaltiges Feuer zu speien.
Der Drache könnte auf Rädern stehen, damit wir ihn bewegen können. Zudem sollten wir ordentlich Lärm verursachen. Vielleicht bauen wir Metallschalen und Röhren, auf denen wir trommeln und durch die wir schaurige Töne erzeugen. Die Ritter würden sicher glauben, dass ein gewaltiger Superdrache hier haust, gegen den sie keine Chance haben. Vertraut mir, sie würden Hals über Kopf fliehen.“
Nach einer lebhaften Diskussion und einer Abstimmung stimmten alle Drachen zu, Flixfußs Plan umzusetzen. Flixfuß war überzeugt, dass die Ritter wegen der vermissten Drachen vom letzten Turnier bald auftauchen würden. Diese Aussicht belustigte ihn heimlich, denn sie ahnten nicht, welche Überraschung sie erwartete – einen Holzdrachen, zum Leben erweckt durch das Feuer echter Drachen.
Die handwerklich geschickten und starken Drachen errichteten unter Flixfußs und Galatins Anleitung den gewaltigen Holzdrachen. Sie versahen ihn sogar mit Flügeln, die sich bewegten, sobald drei Drachen an den Seilen zogen.
Im Inneren gab es Plätze für fünf Drachen, die Feuer aus einem riesigen Maul speien konnten. Und dann gab es noch die ‚Krachmacher‘. Die Drachen nannten die Metallschalen und Röhren ‚Krachmacher‘, weil sie darauf schlugen und hindurchbliesen, um gespenstische Klänge zu erzeugen.
Die Zeit verflog im Nu, und das Ende der zweiwöchigen Frist rückte immer näher. Noch immer gab es keine Spur von den Rittern. Deshalb machte sich Flixfuß mit einigen mutigen Drachen auf, um die Landschaft nach Hinweisen auf die Angreifer abzusuchen. Schon nach kurzer Zeit entdeckten sie einen Spähtrupp des Fürsten und dessen Gefolge, die noch eine Tagesreise entfernt waren. Flixfuß kehrte mit seinem Drachen zurück, und alle warteten gespannt und ängstlich auf die Ankunft der Ritter.
Ein Tag verging, dann zwei, und nach fünf Tagen glaubten sie schon, dass die Ritter umgekehrt wären und wurden unvorsichtig. Manchmal blieben die Aussichtspunkte unbesetzt, und Galatin musste seine Artgenossen überreden, weiter Wache zu halten. Das Warten zehrte an ihren Nerven und war äußerst anstrengend.
Endlich, am sechsten Tag näherten sich die Ritter vorsichtig und leise. Sie bewegten sich Schritt für Schritt auf das Drachendorf zu, doch die Drachen hatten sie zum Glück rechtzeitig gesehen. Sie nahmen ganz still ihre Positionen ein und ließen die Angreifer nahe herankommen. Dann begannen sie ihr Werk: Ein ohrenbetäubendes Dröhnen, Scheppern, Jaulen und Rufen erfüllte die Luft, und ein riesiger, mit dunklen Schuppen versehener Drache bewegte sich auf die Ritter zu.
Doch vor Aufregung gelang es den Drachen nicht, Feuer zu speien. Sie husteten und keuchten, aber kein Feuer kam heraus. Die Ritter erblickten zwar einen riesigen Drachen, der viel Lärm machte, doch sonst geschah nichts Weiteres. Unsicher, was sie tun sollten, versteckten sie sich hinter den Bäumen und waren noch unentschieden, ob sie den großen Drachen angreifen sollten oder nicht. Sicherlich wäre er eine große Attraktion beim nächsten Turnier.
In diesem Moment wusste Flixfuß, dass er handeln musste. Er ergriff eine brennende Fackel und kletterte flink ins Innere des Holzdrachens. Ohne zu zögern, zündete er den Holzdrachen an. Da Drachen Hitze lieben, war das Feuer für sie kein Problem. Tatsächlich genossen sie die wohlige Wärme, während der Schein der Flammen ihnen einen furchteinflößenden Glanz verlieh.
Dann begann endlich einer der Drachen, durch das brennende Maul des Superdrachens Feuer zu speien. Einer nach dem anderen folgte, und eine gewaltige Feuerfontäne ergoss sich in Richtung der Ritter, versengte alles, was dem Superdrachen zu nahe kam. Der ganze Drache glühte in einem tiefen Rot, und die Flügel bewegten sich auf und ab. Riesige Flammen züngelten am Körper empor, während er Feuer aus seinem Maul spuckte. Die Geräusche, die der Superdrache dabei von sich gab, waren erschreckend: ein lautes Knurren, Fauchen und Donnern, das sicherlich weit über den Wald hinaus zu hören war.
Es bot sich ein so furchterregender Anblick, dass die Ritter des Rabenfürsten vor Schreck erstarrten. Als der Drache näherkam und sie die Hitze spürten, ergriffen sie die Flucht. Noch nie hatte jemand Menschen so schnell rennen sehen. Sie flohen in panischer Angst, sogar der Rabenfürst, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her.
Sie stürzten über Sträucher, rappelten sich auf und setzten ihre Flucht fort, während im Hintergrund der riesige, brennende Drache Feuer spuckte. Die Flammen waren noch viele Kilometer weit zu sehen. Das Brüllen des Drachens verfolgte die Ritter noch Jahre danach bis in ihre Träume. Sie erzählten in ihrem Reich, dass hier der gewaltigste und gefährlichste Drache wohnte, den die Menschheit je gesehen hatte.
Der Superdrache war so furchteinflößend und riesig, dass es niemand mehr wagte, sich jemals wieder den Drachen zu nähern. Die Drachen blieben dennoch über die Jahre wachsam, und Flixfuß verbrachte noch lange Zeit bei ihnen, bevor er Heimweh nach dem Zwergenfußland bekam und wieder heimkehrte.
Nach vielen Jahrhunderten hatten die Menschen die Existenz der Drachen vergessen, und sie lebten nur noch in Märchen und Mythen weiter. Doch sie existieren noch immer, gut verborgen in den Tiefen der Wälder, fernab der Menschen. Ende.
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Wie lese ich eine Nachtgeschichte vor?
Du solltest eine reizarme und ruhige Umgebung schaffen. Kuschle dein Kind schön ein und dimme das Licht im Raum. Setzte dich am besten bequem hin und lies mit ruhiger Stimme die Nachtgeschichte vor. Ideal ist auch eine ruhige Entspannungsmusik im Hintergrund. Damit dein Kind abends besser einschlafen kann sind auch immer gleichbleibende Abendrituale von Vorteil. Sie fördern einen guten Schlaf und dein Kind, weiß von Anfang an, dass jetzt Zeit fürs Schlafengehen ist.
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