Lia und der Sturm auf dem Bibersee
Spannende Geschichte für Kinder – Teil 7
Inhalt: In dieser spannenden Geschichte erlebt Lia ein tolles Abenteuer. Sie begegnet wieder den Drachen und dem Elfen Finnard. Zusammen mit der Königin der Elfen und ihrer Schwester geraten die Freunde in Seenot und der Elf Finnard kommt gerade noch rechtzeitig, um alle zu retten. Zum Glück war er gerade mit den Drachen am Bibersee und übte Feuerspeien.
Im Grunde genommen wollte Lia mit ihren Freundinnen nur in aller Ruhe zum Riesengebierge, um den großen Riesen Leonhard zu treffen, der die schönsten Gewänder anfertigt. Normalerweise ist ja so ein Riese eher groß und grob, aber Leonhard ist ganz besonders, er fertigt mit seinem Freund Loki die feinsten und schönsten Kleider im Feenland.
Ich hoffe, diese spannende Geschichte gefällt euch und wer weiß, vielleicht entlockt sie euch auch ein kleines Lächeln. Die Lia-Geschichten stehen auch einzeln für sich und müssen nicht in der Reihe gelesen werden. Besser wäre es zwar, aber es ist auch möglich, sich einfach eine auszusuchen.
Tipp – weitere Geschichten mit Lia:
Mit dieser Geschichte beginnt die Reihe: Feengeschichte – Lia und die Traumfee
Eine Geschichte vorher: Eine lange Geschichte von 18 bis 20 Minuten – Lia im Zwergenland
Vorlesedauer: ca. 17 Minuten
Altersgruppe: 4 bis 8 Jahre
Spannende Geschichte für Kinder
Lia und der Sturm auf dem Bibersee
Spannende Geschichte für Kinder – Teil 7
Die Fee Sonnenstern ist heute Abend wieder mit dem kleinen Mädchen Lia im Traumland unterwegs. Jedes Mal, wenn Lia nachts die Äuglein schließt, ist auch schon ihre Fee an ihrer Seite, um mit ihr die tollsten Abenteuer zu erleben. Dort hat sie viele Freunde gefunden, die du auch hier kennenlernen darfst.
Die Traumfeen waren mal wieder total aufgeregt. Das Fest der Gemeinsamkeit rückte immer näher und sie hatten noch keine neuen Kleider. Sie fragten die Kinder, ob sie mitkommen wollten zum Riesen Leonhard. Der weit entfernt auf einem Berg wohnte. Er ist der beste Schneider des Traumlandes. Tobi hatte gleich abgelehnt aber Sophie und Lia waren sofort mit dabei.
„Leonhard ist der außergewöhnlichste Riese, den ich kenne. Er liebt es zu schneidern, vollbringt wahre Kunstwerke bei der Stickerei und webt die feinsten Decken, die es gibt. Er kleidet die Elfen ein und auch die Elfenkönigin ist Kundin bei ihm. Leonhard ist eine Augenweide. Als Riese sehr groß, er trägt sein Haar nach hinten gebunden und hat immer sehr geschmackvolle bunte Kleidung an.
Er erzählt immer sehr lustige Geschichten und an seiner Seite ist stets sein bester Freund, der Hase Loki. Ein wortkarger Bursche, der viel beobachtet und sich selten auf ein Gespräch einlässt. Es wird vermutet, dass Loki der Ideengeber bei den Entwürfen ist. Aber auf jeden Fall sind die beiden zusammen die erste Adresse, wenn es um Kleidung geht“, schwärmte Sonnenstern. Die beiden Mädchen waren sehr gespannt auf diese besondere Reise. Leonhard wohnte im Riesengebirge.
Sie machten sich auf zum See der Biber. Wie der Name schon sagt, haben sich dort über die Jahrhunderte viele Biberfamilien niedergelassen. Der ursprüngliche Name geriet irgendwann in Vergessenheit. Jeder sprach nur noch vom Bibersee.
Er hat klares kaltes Wasser und ist sehr tief. Dadurch wirkt er sehr dunkel und unheimlich. Der See ist ein Bergsee und bekannt für seine unberechenbaren Winde. Schnell kommt ein Sturm auf, den niemand erwartet hätte. Aber man musste ihn überqueren, wenn man sich die Mühe der Bergüberquerung sparen wollte.
Als sie ankamen, sahen sie die Drachenschule mit dem Drachenreiter Finnard. Er stand bei dem kleinen Drachen Keleth und erklärte ihm gerade, wie er sein Feuer auf eine Stelle bündeln könnte.
Die Elfen suchen immer diesen See auf, damit die jungen Drachen keine Brände verursachen können. Er ist sehr steinig hier und es gibt viel Wasser zum Löschen, falls doch einmal ein Brand entstand.
Zwanzig Elfen und Drachen stand am Ufer und alleine dieser Anblick hätte Lia gereicht, um den ganzen Tag hier zu verweilen.
Finnard erkannte die kleine Gruppe und deutete eine leichte Verbeugung an. Die Mädchen waren stolz, dass Finnard, der Ehrwürdige, sie begrüßte. Keleth sah die Mädchen und zeigte sofort sein Können mit einem enormen Feuerstrahl in Richtung See.
Die Elfen hatten auf Pfählen Holzscheiben angebracht, die es galt zu treffen. Die Holzscheibe ging in Flammen auf und Keleth schien um einen halben Meter zu wachsen. Finnard konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Diese jungen Burschen“, dachte er. „Immer dasselbe Schauspiel jedes Jahr!“.
An einem Steg lag ein Segelschiff mit drei Masten. Sie gingen an Board und sahen schon einige Elfen und andere Zauberwesen. Mondstrahl zeigte auf zwei Elfinen. „Schaut mal, da ist Alva, die Königin der Elfen und Maje, ihre Schwester. Sie sind bestimmt auch unterwegs zu Leonhard“.
Alva bemerkte die Blicke und neigte mit einem freundlichen Lächeln ihren Kopf. Das Boot legte ab und sie segelten los. Auf dem Bibersee ist durch abfallende Winde von den Bergen immer Wind zum Segeln da. Sie hatten notfalls auch die Möglichkeit mit Rudern an die andere Seite zu kommen, was aber selten vorkam.
Finnard schaute ihnen etwas besorgt hinterher. „Heute sind die Winde schon sehr stark“, dachte er. „Hoffentlich ist ihnen der Wind bei der Überquerung wohlgesonnen“.
Viele Fischschwärme begleiteten sie. Lia beobachtete, wie sie kunstvoll neben dem Boot schwammen und auch in die Luft sprangen. Sie konnten den Fischen in die Augen sehen und hatte auch das Gefühl, dass diese den Augenkontakt suchten. „Was für eine Welt“, dachte Lia. „Hier hat jeder seinen Platz und ist wichtig. Jedes Leben zählt und wird geachtet“.
Sie bemerkte nicht, dass sich der Himmel zuzog und die Winde zunahmen. Erst als der Kapitän laut alle zusammenrief und drängte, dass alle sich hinsetzten oder zur Sicherheit unter Deck gehen könnten, wurde es ihr etwas mulmig im Magen.
Die Traumelfen wurden etwas nervös. Wind war etwas, dass sie nicht gut beherrschen konnten. Er wehte sie einfach fort. Sie setzten sich auf die Schultern der Mädchen und hofften auf Wetterbesserung. Aber es wurde immer schlimmer. Das Boot wurde durch die immer höher werdenden Wellen von der einen Seite auf die andere Seite gedrückt.
Der Kapitän gab Befehl, die Segel einzuholen. Doch es war schon zu spät. Mit der nächsten stärksten Windböe zerrissen sie und auch die Masten knickten ein. So einen Sturm hatten sie schon lange nicht mehr erlebt. Es wurde für alle sehr bedrohlich.
Alleine die Elfenkönigin stand unbeeindruckt da und sah in den Himmel. Sie murmelte Worte vor sich hin, die bei dem Rauschen des Windes keiner verstehen konnte. Sie wurden zum Spielball der Winde. Immer wieder wurden sie gedreht und auf die Seite gedrückt. Lia und Sophie klammerten sich an einen Holzrahmen und zitterten.
Finnard, sah vom Ufer, dass sich weit auf dem See draußen ein Unwetter zusammengebraut hatte. Er hörte die Stimme seiner Königin im Kopf und wusste sofort, was er zu tun hatte. Mit den erfahrensten Elfen und einigen Drachen stieg er in den Himmel auf, um in der Not zu helfen.
Sie kämpften gegen den starken Wind an und kamen nur langsam voran. Fast schien das Schiff schon verloren, als es sich wie von Zauberhand aufrichtete. Finnard, der auf dem Feuerriesen Eld flog, ließ ein dickes Seil herab, dass am Geschirr des Drachen befestigt war.
Der Kapitän eilte herbei und befestigte es am Bug des Schiffes. Seitlich drückten mehrere Drachen gegen das Schiff, sodass es sich aufrichtete. Eld flog langsam los und zog das Schiff aus dem Sturm. Eine große Erleichterung breitete sich aus, als sie am anderen Ufer ankamen. Nur wenig später wäre es zu spät gewesen.
Zittrig verließen sie das Schiff. Finnard half jedem sicher den Steg zu überqueren. Ruhig und besonnen wie immer, verneigte er sich und sprach kurz mit der Königin Alva. Danach sprang mit einem Satz auf den Rücken des Drachens Eld und schon flog er wieder weg.
Sie ruhten sich etwas aus und machten sich dann weiter auf den Weg zu Leonhard. Die Traumfeen nahmen sich vor, niemals wieder mit dem Segelschiff über den Bibersee zu fahren.
Aber in der Traumwelt werden schlechte Erfahrungen schnell durch gute ersetzt und vergessen. Die Elfenkönigin sprach sie an: „Wohin begehrt euch euer Weg?“, sage sie. Mondstrahl antwortete: „Wir wollen zu Leonhard, da wir wegen des Festes der Gemeinsamkeit neue Kleidung benötigen“. „Das freut mich sehr. Wenn es erlaubt ist, würden wir euch sehr gerne begleiten“, sagte Alva und Maje nickte dazu. „Selbstverständlich, wir fühlen uns geehrt“, sagte Sonnenstern. Und so ging die Reise weiter ins Riesengebirge.
Leonhard wohnte im Garten. Er hatte kein Haus, sondern den Himmel über dem Kopf. Alles, was man benötigte, stand in seinem wunderschönen Garten. Da es keinen Winter gab, wurde es nie kalt und was war natürlicher für einen Riesen, als in der Natur zu wohnen.
Überall waren große blühende Büsche und Bäume zu sehen. Kleine Teiche mit Libellen und Schmetterlingen und auch einen Springbrunnen hatte er. Er liebte das Geräusch von Wasser. Während seine Brüder sich im Steinweitwurf übten, fertigte er filigrane Stickereien auf den Kleidungen der Elfen an. Seine dicken Finger hatten so eine unglaubliche Geschicklichkeit, die alle erstaunen ließen.
Als die Gruppe ankam, saß er gerade an einem Kleidungsstück und sein Freund Loki, der Hase, lag im Gras neben ihm und hatte alles im Blick. Leonhard stand sofort auf und begrüßte alle sehr freundlich mit einer Verbeugung. „Ich freue mich sehr, dass ihr den beschwerlichen Weg zu mir gefunden habt. Ich sah schon über die Berge hinweg die dunklen Wolken am Himmel und hatte Bedenken hinsichtlich eurer Sicherheit“, sagte er.
Alva lächelte und antwortete ihm: „Ich danke euch für eure Begrüßung, Meister der Stoffe. Wir hatten eine kleine Unpässlichkeit unterwegs aber es ist keinerlei weiterer Beachtung wert“. Sonnenstern und Mondstrahl zogen ihre Augenbrauen hoch, aber trauten kein Wort zu sagen. So hat jeder seine eigene Deutung der vergangenen Situationen. Die einen finden es dramatisch und andere weniger.
„Ich habe mir erlaubt, euren Wünschen entsprechend schon einiges vorzubereiten, edle Königin“, sagte der Riese und ging zu einem Kleidergestell. Dort holte er ein weißes Gewand mit edlen Stickereien hervor. Ein Gürtel aus Goldfäden gewebt und passend dazu einen Kopfreif aus Gold geschmiedet. Auch für Maje hatte er ein Kleid aus braunem feinen Stoff, mit Lederteilen und auch vielen Stickereien. Majes Kleid sah mehr nach der üblichen Elfenbekleidung aus, die sie bei ihren sportlichen Kämpfen trugen. Beide Kleidungsstücke sahen sehr edel aus.
Für jede Fee holte er einen gestickten Strang für die Haare, der aussah, als wären es tatsächlich Blumen und winzige Kleidchen in Rosa und weiß. „Auch für Lia und Sophie habe ich nach der Beschreibung von Sonnenstern und Mondstrahl ein Kleid angefertigt. Es ist ein ganz leichter aber fester Stoff, der beim Spiel nicht reißt und euch immer gut aussehen lässt.
Er trocknet immer sofort und wächst mit! Die Fäden sind mit Magie eingewebt und ihr könnt euch je nach Bedarf auswählen, welche Farben ihr haben wollt. Oben eng anliegend und nach unten hin mit großer Beinfreiheit. Selbstverständlich auch mit Stickereien, Motiven aus der Traumwelt“, sagte Leonhard voller Stolz und überreichte ihnen die Kleidung.
Völlig überrascht und sprachlos nahmen sie die Kleider entgegen. „Vielen Dank, Meister Leonhard“, sagten beide. Eine Anprobe war nicht nötig. Die Kleider in der Traumwelt passen immer. „Kommt ruht euch noch etwas aus und leistet uns beiden noch etwas Gesellschaft, bevor ihr die Heimreise antretet“.
Loki sprang auf eine Bank. Bisher hatte er kein Wort gesagt und alle nur auf das genaueste angesehen. „Ihr werdet sehr gut in Leonhards Schöpfungen aussehen. Er ist ein Künstler dieses Handwerks. Ich freue mich, wenn wir euch beim Fest darin begrüßen dürfen. Wenn ihr mich nun entschuldigt, ich empfehle mich den edlen Damen und richte meine Aufmerksamkeit nun anderen wichtigen Dingen zu“, so sprach und verschwand er.
Etwas verdutzt schauten alle ihm nach. Leonhard fand es nicht außergewöhnlich und bot ihnen noch ein Getränk an. Nach einem kurzen Austausch über die Modewelt und die interessantesten Neuigkeiten der Traumwelt war es Zeit, wieder aufzubrechen.
„Wir werden nicht mehr segeln, edle Königin“, sagten die Feen. Etwas nervös und wild flatternd. „Wir nehmen den Weg über die Berge“. Die Königin erwiderte lächelnd: „Das kann ich durchaus verstehen. Aber ich habe mit dem ehrwürdigen Finnard eure Rückreise schon besprochen“.
Irritiert folgten sie Alvas Blick, der geheimnisvoll zum Himmel gerichtet war. Weit entfernt konnte man schwarze Punkte erkennen, die sich langsam näherten. Sie wurden immer größer und größer, bis sie dann sahen, dass es die Drachen waren.
„Eine Rückreise auf den Rücken der Drachen?“, dachte Sophie und tauschte einen Blick mit Lia aus, die auch schon weiche Knie bekam. Das trauten sie sich nicht zu. Doch Alva nickte bekräftigend und sah ihnen tief in die Augen. Ruhe durchflutete sie und sie wurden zuversichtlicher.
Finnard landete mit drei weiteren Elfen und deren Drachen auf dem Berg. Die Kinder stiegen bei ihm auf den Feuerdrachen Eld. Die Feen folgten ihnen und ließen sich auf seine Schultern nieder.
Sogleich ging die Reise los. Die Drachen schlugen mit den Flügeln und stiegen steil zum Himmel hinauf und der Sonne entgegen. Die Kinder wurden gegen Finnard gedrückt, aber sie hatten seltsamerweise keine Angst. Sie überflogen Berge, Täler und dann weiter über den Bibersee, der in absoluter Ruhe unter ihnen lag.
Die Drachen glitten mit dem Wind über die Wälder bis hin zur großen Blumenwiese. Hier landeten sie ganz sachte. Dort wartete schon Tobi und Fred auf sie, die allerbester Laune waren. Sie hatten sich dort einen vergnüglichen Tag gemacht.
Tobi bewunderte die Drachen und schaute Finnard an: „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich auch mitgegangen“. Finnard lächelte und nickte allen nochmals kurz zu, bevor er wieder auf dem Rücken des Drachens am Himmel verschwand.
Wie jeden Abend fragte sich Lia: "Kann der Tag morgen noch schöner werden?".
Noch eine kleine Bitte an dich, wenn dir diese spannende Geschichte gefallen hat, dann würde ich mich über einen Link zu meiner Seite sehr freuen.
Was macht eine spannende Geschichte aus?
Ich bin der Meinung, dass gerade eine spannende Geschichte zunächst ruhig beginnt. Der Zuhörer identifiziert sich mit den beteiligten Figuren und fängt an, sie vielleicht auch sympathisch zu finden. Dann wird mal hier und mal da etwas angedeutet, aber nur ganz subtil.
Dann beginnt sich langsam die Spannung in der Geschichte aufzubauen. Hier war die Gruppe zuerst fröhlich und Tobi dachte noch: "Kleider? - ist ja wohl Mädchenkram" Tobis Charakter ist eher pragmatisch und dies vermittelt den Anschein, dass hier nur etwas Langweiliges passieren könnte. Dann ging die Gruppe auf das Schiff und plötzlich änderte sich der Wind. Die Geschichte wird spannend - werden sie es schaffen? Wird Finnard die Gruppe retten können? Es löst sich alles am Ende in Wohlgefallen auf und die Kinder genießen noch eine schöne Zeit bei den Riesen. Erst als es dann auf den Heimweg geht, kommt die spannende Frage auf: "Wird es wieder zu Turbulenzen kommen?"